Konzeption

Kinderhaus Vitzenburg: Pädagogisches Konzept

Kinderhaus Vitzenburg: Schutzkonzept

Auf einen Blick

Land / StadtSachsen – Anhalt / Querfurt OT Vitzenburg
Lage / UmfeldDorfgebiet / Wald und Unstrut
nächste StädteNebra – 4km
Querfurt – 12km
Halle – 50km
Naumburg – 35km
Gründungseit 1997
Strukturfamilienorientierte Kleinstgruppen
gesetzliche Grundlagen§ 27 KJHG Voraussetzung einer erzieherischen Hilfe
§ 36 KJHG Hilfeplanung
§ 34 KJHG Heimerziehung
§ 35a KJHG Eingliederungshilfe (Einzelfall)
Gruppen, Platzkapazität3 Häuser mit je 6 Kindern (3 mal 6 Plätze)
Alter der Kinder von 3 Jahre bis 18 Jahre
Aufnahmealterab 3 Jahre
nicht geeignet für…körperlich behinderte Kinder
UnterbringungEinzel- und Doppelzimmer
Angeboteintensive Betreuung, hohes Maß an individueller Zuwendung u. Förderung, familiäre Atmosphäre, großes sicheres Freigelände, viel Natur, Kleintierhaltung, Lernwerkstatt, Montessoriepädagogik, Gruppenpädagogik, Traumapädagogik, Heilpädagogische Maßnahmen, Entspannungsverfahren, Einzel- und Gruppengespräche, Erlebnispädagogik/ Naturpädagogik, Tiergestützte Pädagogik, Begleitung psychiatrischer, neurologischer Behandlung, Vermittlung ergänzender therapeutischer Hilfen
Freizeitangebote externFußball, Ringen, Fanfarenzug, Badminton, Tennis, Volleyball, Feuerwehr, Mountainbike, Tischtennis, Kanu, Karnevalsverein, Tanzgruppe, Musikschule
Elternarbeitbei angedachter Rückführung regelmäßig persönliche und telefonische Kontakte erwünscht, Besuchskontakte möglich und gewünscht; Besucherzimmer vorhanden mit Möglichkeit der Übernachtung
Verselbständigungwir arbeiten mit allen Kindern ab 9 Jahren nach einem verhaltenstherapeutischem Ansatz (siehe Etappenplan)
Schulen / KindergärtenKindergarten Nebra und Vitzenburg
Grundschulen in Schmon und Nebra
Schule für geistig behinderte Großkayna
Sekundarschule in Querfurt
Gymnasium in Querfurt
alle Schulen sind mit dem Bus erreichbar, die Sonderschüler werden durch ein Transportunternehmen befördert
Nachbetreuungmöglich bzw. gewünscht über Fachleistungsstunden
KontaktLaura Kallmeier
Tel. 034461/261260
Fax: 034461/261261
E-Mail: l.kallmeier(at)kinderhaus-vitzenburg.de

Leitbild

„Geborgenheit ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf“, lautet das Leitbild des Kinderhauses Vitzenburg. Wir sehen es als zentralen Auftrag an, die Kinder auf ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben intensiv und individuell zu begleiten. Respekt und Wertschätzung sind dabei die Grundpfeiler unseres Menschenbildes. Wir unterstützen die Kinder durch individuelle Förderung, Bestärken sie in ihrer Selbstfindung und geben ihnen Geborgenheit und ein zu Hause.

Wir verstehen uns als Netzwerk, welches jungen Menschen Hilfe, Halt, Orientierung und Anerkennung zukommen lässt. Gemeinsam entwickeln wir für die uns anvertrauten jungen Menschen Lern- und Handlungsfelder auf Grundlage eines familienergänzenden, ganzheitlichen Ansatzes. Unter Berücksichtigung vorhandener Potenziale und Ressourcen entwickeln wir individuelle Hilfsangebote.

Dabei beruht unser pädagogisch-therapeutischer Ansatz auf einer ganzheitlichen Betrachtungsweise jedes einzelnen Kindes, in deren Mittelpunkt das Kind als Individuum steht. In den Kleinstwohngruppen des Kinderhauses leben Kinder und Jugendliche, die ihre Herkunftsfamilien verlassen mussten und entweder übergangsweise oder bis zum 18. Lebensjahr im Kinderhaus aufwachsen. Auf Grund der schwierigen familiären Situation sind die Kinder meist seelisch und/oder geistig beeinträchtigt und zeigen unterschiedlich starke Auffälligkeiten in ihrem Verhalten.
In kleinen familienähnlichen Gruppen von sechs Kindern werden die Mitbewohner mit allen Aufgaben und Problemen des Alltags, unter Berücksichtigung ihres Entwicklungsstandes, einbezogen.

Durch die überschaubare Größe unserer Hausgemeinschaft ist ein intensives Zusammenleben, Vertrautheit und Nähe ein wichtiger Ansatz im ganzheitlichen Konzept von Pädagogik und Therapie. Dies und die Kontinuität der Bezugspersonen, auch der Wirtschaftskräfte, sind Voraussetzungen dafür, dass emotionale Beziehungen zwischen den Kindern und den pädagogischen Fachkräften aufgebaut werden können.

Die Alltagspädagogik im geschützten Raum des Kleinstwohnheims beinhaltet auch gezielte Individual- und Gruppenpädagogik, soziales Lernen, schulische Förderung und therapeutische Hilfen. Dabei ist unser pädagogisches Team durch ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz, Einfühlungsvermögen aber auch Konsequenz geprägt.

Standort, Gelände und erlebnispädagogische Camp

Das Kinderhaus Vitzenburg besteht aus vier Häusern. In den Häusern 1 bis 3 werden die Kinder in Kleinstgruppen betreut. In Haus 4 sind die Verwaltung sowie Räumlichkeiten für therapeutische Zwecke untergebracht.

Unsere Häuser befinden sich im landschaftlich schönen Unstruttal, in unmittelbarer Nachbarschaft des Naturparks Saale-Unstrut-Triasland. Ein optimaler Standort für erlebnispädagogische Aktionen.

Jedes der drei Häuser, in denen die Kinder betreut werden, ist von einem großzügigen Garten umgeben. Darin gibt es u.a. Spielplätze, Gemüsegärten, Stallungen und Ausläufe für die Tiere.

Das Außengelände des Kinderhauses umfasst eine Fläche von 8437 m². Darauf befinden sich diverse Außengebäude wie Hobbyräume und Stallungen für die Tiere. Weiterhin sind die Werkstätten des Hausmeisters auf dem Gelände. Eine zur Hälfte gepachtete Scheune dient als Unterstellmöglichkeit und zur Lagerung von Futtermitteln. Weiterhin gibt es Spielplätze, Sandplätze, Trampolinstandorte, Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder. Abwechslungsreicher Baumbestand, Nutz- und Blumengärten prägen das Gelände.

Das Gelände des Kinderhauses schließt ein rund 3000 m² großes Abenteuercamp ein. Hierin befindet sich ein Kletterparcour. Naturnahe Übernachtungsmöglichkeiten werden für erlebnispädagogische Aktivitäten mit den Kindern genutzt. Ein Gemeinschaftsraum, eine großzügige Holzbühne und eine Lagerfeuerstelle stehen für die Gruppenarbeit zur Verfügung.

Die Kinder und Jugendlichen des Kinderhauses haben die Möglichkeit, den direkt angrenzenden Sportplatz der Gemeinde zu nutzen. In unmittelbarer Nähe gibt es einen großen, wilden Park, der den Kindern viel Raum zur eigenen Freizeitgestaltung bietet.

Die Umgebung des Standortes ist ländlich geprägt von kleineren Gemeinden mit einer hohen sozialen Verbindlichkeit. So gibt es für die Kinder des Kinderhauses die Möglichkeit, durch Mitwirken in bestehenden Vereinen oder der freiwilligen Feuerwehr am örtlichen sozialen Leben teilzunehmen.

Alle allgemeinbildenden Schulen, Sonderschulformen und berufsbildenden Schulen sind in der Nähe und mit Schulbussen erreichbar. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in den umliegenden Ortschaften.

Das Erziehungshilfeangebot des Kinderhauses Vitzenburg richtet sich bundesweit an alle Jugendämter und Sorgeberechtigten.

Alltag und Wohnen

Den Bewohnern stehen in unseren Häusern Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung. Entsprechend unseres ganzheitlichen Ansatzes ist der persönliche Wohnraum eines jeden Kindes Ausdruck seiner Individualität. Dementsprechend dürfen die jungen Menschen ihre Zimmer unter Anleitung selbst gestalten, Farben und Möbel aussuchen. Hierbei wird auf altersgerechte Einrichtung geachtet. Die Zimmer werden regelmäßig renoviert.

Ziel ist es, dem Alltag der Kinder eine geregelte Tagesstruktur zu Grunde zu legen, der ihnen die Möglichkeit gibt, sich im Tagesablauf zu orientieren. Hierbei spielen die Hauswirtschaftskräfte eine Schlüsselrolle. Sie vermitteln den Kindern die Grundlagen der Haushaltsführung. Dazu gehören die Zubereitung von Speisen, Grundkenntnisse von Ordnung, Sauberkeit und Hygiene, der verantwortungsvolle Umgang mit einem Budget, Lagerung- und Vorratshaltung, der sparsame Umgang mit Wasser und Energie, Regeln der Mülltrennung sowie die Einhaltung der Hausordnung.
Die Hauswirtschaftskräfte leiten nicht nur hauswirtschaftliche Tätigkeiten, angepasst an Alters- und Entwicklungsstände an, sondern leben den Kindern und Jugendlichen gesellschaftliche Werte und Normen vor. Die Besonderheit an der Rolle der Hauswirtschaftskräfte liegt darin, dass sie eine wichtige Konstante im Leben der Kinder darstellt. Da das pädagogische Fachpersonal im Schichtdienst arbeitet, sind die Hauswirtschaftskräfte die erwachsenen Bezugspersonen, die regelmäßig vor Ort sind, wenn die Kinder aus Schule kommen. Dadurch sind sie diejenigen, die tagtäglich mit als erste Ansprechpartner für die Sorgen und Glücksmomente der Kinder da sind.

Ein wichtiger Entwicklungsschritt eines Kindes ist die Verselbstständigung und die Übernahme von Eigenverantwortung. Dies zu fördern ist eine zentrale Aufgabe unserer pädagogischen Fachkräfte. Durch die Übernahme von Pflichten und Verantwortlichkeiten im Alltag, sollen diese Fähigkeiten trainiert werden. Hierzu dienen eine Vielzahl verhaltenstherapeutischer und pädagogische Instrumente wie beispielsweise Ämterpläne für tägliche Dienste im Haushalt, Wochenpläne, Etappenplan, Arbeiten in der Tierpflege etc. Darüber hinaus wird hausintern zum Anfang einer jeden Woche ein Wochenplan erstellt, in dem jedes der Kinder Verantwortlichkeiten übertragen bekommt. Mit zunehmendem Alter steigt die Beteiligung der Kinder an der Wochenplanung. Außerdem werden die Kinder beim Erlernen lebenspraktischer Fertigkeiten unterstützt.

Aufnahmeverfahren

Das Aufnahmeverfahren soll darüber Aufschluss geben, in wieweit unser Hilfsangebot für das entsprechende Kind/Jugendlicher eine Erfolg versprechende Prognose zulässt. Bei einer Anfrage ist es für uns wichtig, möglichst detaillierte Angaben über das Kind zu erhalten. Gemeinsam im Team wird beraten, wie wir mit unserem Angebot dem Kind/Jugendlichen gerecht werden können.
Kommt auf Grund dieser anfänglichen Information eine Aufnahme in Frage, bitten wir um Zusendung weiterer Aktenunterlagen (Anamnese, psychologisches Gutachten, Schulpapiere), soweit diese vorhanden sind. Weitaus bedeutender als schriftliche Unterlagen sind uns jedoch Vorgespräche mit den SozialarbeiterInnen des Jugendamtes, den Eltern und nach Möglichkeit die Kontaktaufnahme zum Kind. Es werden hier weitere Informationen v.a. zum familiären Hintergrund zusammengetragen, um eine erste Prognose erstellen zu können. In diesem Gespräch stellen wir unsere Arbeitsweise mit den wichtigsten konzeptionellen Bestandteilen vor. Wichtig ist uns für die anstehende Entscheidung, dass gegenseitige Erwartungen klar benannt werden.

Elternarbeit

Unsere Familienarbeit umfasst kontinuierliche Kontakte zwischen den Bezugserziehern, den Kindern und ihren Eltern. Gezielte Gespräche und eine regelmäßigen Reflexion der Besuche gehören zum wichtigsten Erziehungsauftrag unseres Teams.
Wir stellen den Eltern einen Elternordner der BZgA zur Verfügung, in dem wichtige Hinweise zum gesunden Aufwachsen und den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder zusammengestellt wurden. Es soll möglichst vermieden werden, dass die Einflüsse von Eltern und unserem Haus sich gegenläufig entwickeln und dadurch ein sinnvolles Miteinander verhindert wird.
Wenn Kinder zu uns in die Einrichtung kommen, möchten wir die ersten Kontakte zwischen den Eltern und dem Kind hier in der Einrichtung begleiten. Wir können dann besser einschätzen, gerade bei den sehr jungen Kindern, wie sich die Kontakte gestalten und ab wann eine Beurlaubung in den elterlichen Haushalt realistisch ist. Eltern können bei uns Unsicherheiten im Umgang mit ihren Kindern bearbeiten und sich an unseren pädagogischen Arbeitsweisen orientieren.
Jedes Jahr veranstalten die Mitarbeiter gemeinsam mit den Kindern ein Sommerfest und einen Weihnachtsmarkt zu denen die Angehörigen herzlich eingeladen werden. Darüber hinaus bestehen regelmäßige Kontakte in Form gemeinsamer Aktivitäten und Gespräche über aktuelle Entwicklungen des Kindes oder der familiären Situation.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die regelmäßigen Beurlaubungen in die elterlichen Haushalte. Heimfahrtwochenenden werden im Hilfeplan festgelegt. Nach einem solchen Aufenthalt erfolgt grundsätzlich eine Nachbetreuung bzw. ein Reflexionsgespräch über den Verlauf der Beurlaubung. Den Eltern werden nützliche Hinweise und Anregungen für den Umgang mit ihren Kindern gegeben, um Erfolge aus dem Kinderhaus auch in diesen Lebensbereich zu übertragen.

Auch in spezielle Konstellationen, etwa wenn ein Elternteil freiheitsentziehend untergebracht ist, planen und organisieren wir eine individuelle Form des Kontakts zwischen Kind und Elternteil.

Kinder, bei denen eine Heimfahrt aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, werden während dieser Zeit bei uns in der Einrichtung betreut.

Gruppenpädagogik

Die jungen Menschen wohnen im Kinderhaus in Kleinstgruppen. Dieser gruppenpädagogische Ansatz fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und schafft eine Atmosphäre der Geborgenheit und Anerkennung. Wichtig ist uns, dass die jungen Menschen so früh wie möglich lernen, Unterschiede zwischen Menschen zu akzeptieren und Vorurteile abzubauen.
Um ein Wir-Gefühl entstehen zu lassen, muss sich jedes Kind an der Gruppe beteiligen, Aufgaben und Pflichten übernehmen. Ziel ist die Vermittlung von Gemeinschaftserlebnissen, Vertrauensbildung und das Sammeln gemeinsamer Erfahrungen.
Um den Umgang mit anderen zu gestalten, sind uns besonders Regeln für Interaktionsprozesse wichtig. Unsere pädagogischen Fachkräfte unterstützen die Mädchen und Jungen darin, sich mit anderen Meinungen und Ansichten auseinanderzusetzen, abzuwägen, Fähigkeiten der Entscheidungs- und Kompromissfindung zu entwickeln.

Etappenplan

Seit 2001 arbeiten wir mit Kindern ab neun Jahren nach einem Etappenplan. Diesen verhaltenstherapeutischen Ansatz folgend, durchlaufen die Kinder idealerweise bis zum 18. Lebensjahr fünf Etappen, bis sie in ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben entlassen werden.
Jedes Kind wird nach seinem Entwicklungsstand den Etappenplan durchlaufen. Dem Etappenplan liegen sich schrittweise entwickelnde Zielvorgaben zu Grunde, die jedes Kind auf den Weg zur Selbstständigkeit erreicht. Zunehmende Pflichten und Verantwortlichkeiten sind gekoppelt an steigende Rechte, wachsende Selbstbestimmtheit und Eigenständigkeit. Ein jeder Bewohner hat für alle anderen Kinder ein Mitspracherecht über den Auf- oder Abstieg innerhalb des Etappenplans.

Biografiearbeit

Der Mensch benötigt zur Persönlichkeitsentwicklung emotionale und soziale Bezüge. Die Vergangenheit aufbereiten und besprechen, ist für die bei uns lebenden jungen Menschen ein wichtiger Schritt zur Stärkung der eigenen Identität. Biografiearbeit bedeutet im Kinderhaus nicht nur Struktur ins Leben zu bringen, sondern auch das Selbstwertgefühl zu steigern und Schuldgefühle abzubauen. Den jungen Menschen wird die Möglichkeit gegeben, sich mit den eigenen Erfahrungen auseinanderzusetzen und damit zu verstehen, warum sie im Kinderhaus leben.

Traumapädagogik

Die bei uns lebenden Kinder waren in ihrer Biografie überdurchschnittlich häufig komplexen Problemlagen ausgesetzt und haben einen intensiven pädagogischen Betreuungsbedarf. Häufig ist dabei die Traumaproblematik mit anderen sozialen Benachteiligungsaspekten vermengt.

Eine konsequent dialogisch und partizipativ ausgerichtete Haltung ist die Basis unserer traumapädagogischen Arbeit mit den Kindern. Unser Ansatz ist von Respekt, Verständnis und Bereitschaft zur Beziehung geprägt.
Im Kontakt mit den lebensgeschichtlich belasteten Mädchen und Jungen bedeutet dies, anzuerkennen, dass ihre Verhaltensweisen normale Reaktionen und eine extreme Stressbelastung sind. Sie haben in ihrem Leben viel überstehen und leisten müssen. Wir können den Kindern unser Fachwissen zur Verfügung stellen, die Experten für ihr Leben, sind die Kinder.

Grundsätzlich benötigen traumatisierte Mädchen und Jungen im Kinderhaus intensive Begleitung im Alltag, um eine adäquate Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Darüber hinaus unterstützen die pädagogischen Fachkräfte die Kinder durch regelmäßige individuelle Einzelgespräche, traumatisierende Ereignisse zu erkennen, zu verarbeiten und mögliche Wege für die Zukunft zu finden.

Montessoriepädagogik

Den pädagogischen Ansatz Maria Montessoris, die Individualität eines jeden Kindes in den Mittelpunkt zu stellen und es dort abzuholen wo es steht, nutzen wir auch im Kinderhaus. Wir versuchen, die natürliche Neugierde eines jeden Kindes zu wecken, nehmen es an die Hand und unterstützen es dabei, sich selbst zu helfen.
Viele unserer Kinder leiden unter Lernbeeinträchtigungen. Fallabhängig arbeiten wir mit ihnen nach der reformpädagogischen Montessoriemethode unter Anleitung qualifizierter Fachkräfte. Hierzu stehen eine umfangreiche Materialsammlung und extra Räumlichkeiten zur Verfügung.

Erlebnispädagogik / Naturpädagogik

Unser Ziel mit Hilfe der Erlebnispädagogik ist es, dass Gemeinschaftsgefühl zu stärken, durch ein “Wir – Gefühl” eine echte Gemeinschaft zu erfahren, das Selbstwertgefühl zu steigern und Selbstverantwortung einzuüben.
In erlebnispädagogischen Projekten können wir durch behutsames Heranführen und die Bewältigung von “Grenzsituationen” den Erfahrungshorizont der Kinder und Jugendlichen erweitern und das oft negative Selbstbild mit Hilfe neuer, positiver Erfahrungen versuchen zu korrigieren. Bei erlebnispädagogischen Projekten prüfen wir vorher genau, welches Kind die psychischen und physischen Voraussetzungen dafür erfüllt.
Durch die naturpädagogischen Projekte wollen wir altersgerecht Umweltwissen vermitteln und naturnahe Erziehung spannend und erlebnisreich gestalten.
Für erlebnispädagogische Konzepte stehen uns u.a. ein Hochseilgarten, Fahrräder, Kanus und eine große Auswahl an Spielen zur Verfügung.

Tiergestützte Pädagogik

Im Kinderhaus Vitzenburg wird die positive und einmalige Wirkung der Tiere bei der Erziehung und Bildung genutzt. Hierzu gibt uns das weitläufige Gelände des Kinderhauses eine Vielzahl an Möglichkeiten. Es werden verschiedene Nutztierarten zur Selbstversorgung und für therapeutische Zwecke gezüchtet und versorgt. Den jungen Menschen ist es möglich, dies zu unterstützen, indem sie zeitweise die Versorgung begleiten. Dies ermöglicht die Übernahme von Verantwortung für ein lebendiges Wesen und das Verständnis für die Natur. Ein wichtiger Punkt hierbei ist auch der intensive Aufbau von Beziehung zu den Tieren.
Weiterhin verknüpfen wir die tiergestützte Pädagogik mit der Umweltbildung, um bei unseren Kindern und Jugendlichen, Umweltbewusstsein zu fördern und sie zu nachhaltigem Handeln anzuleiten.

Heilpädagogische Maßnahmen

Mit Hilfe heilpädagogischer Maßnahmen sowie durch den Einsatz entsprechender pädagogisch-therapeutischer Angebote versuchen wir, unseren Kindern mit ihren geistigen, psychischen, körperlichen und sprachlichen Beeinträchtigungen bestmögliches Hilfe im Alltag und in der Schule zu gewähren. Dazu diagnostiziert unsere heilpädagogische Fachkraft vorliegende Probleme und Störungen, aber auch vorhandene Ressourcen und Fähigkeiten der Kinder. Individuelle Förder- und Behandlungspläne werden für die Bereiche Motorik, Kognition, Konzentration und Wahrnehmung erstellt. Durch geeignete pädagogische Maßnahmen, wie Motorik- und Leistungstest oder Tests im Bereich Wahrnehmung und Kognition, fördern die Fachkräfte die Persönlichkeit, die Eigenständigkeit, die Gemeinschaftsfähigkeit, den Entwicklungs- und Bildungsstand sowie die persönlichen Kompetenzen der Kinder. Darüber hinaus beraten und betreuen sie Angehörige oder andere Erziehungsbeteiligte, zum Beispiel in Problem- und Konfliktsituationen.

Sexualpädagogisches Konzept

Sexualität wird von uns als integriertes Teilgebiet der Gesamtpersönlichkeit angesehen. Die Einstellung zum eigenen Körper, die Sehnsucht nach Geborgenheit und menschlicher Wärme, die Fähigkeit Beziehungen und Bindungen aufzubauen, sind wichtige Themen unserer pädagogischen Arbeit mit den Kindern. In Gesprächen versuchen wir, einen offen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Themen zu vermitteln und eine Reduzierung dieser Thematik auf eine rein genitale Sexualität zu verhindern.

Jeder Mensch hat ein Recht auf seine Sexualität. Bei der Findung ihrer eigenen Ausprägung von Sexualität müssen Jugendliche begleitet und unterstützt werden.
Im Kinderhaus Vitzenburg wird den Jugendlichen vermittelt, das alle partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Menschen zu akzeptieren und respektieren sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um heterosexuelle oder gleichgeschlechtliche Paare handelt. Neben der Akzeptanz von vorhandenen Gefühlen und Zuneigung, gibt es klare Regeln im Umgang miteinander. Die Jugendlichen werden dazu angehalten, stets einen angemessenen nicht sexistischen Umgang miteinander zu pflegen.
In unserem Handeln pflegen wir eine Gesprächskultur, welche durch Transparenz und Wertschätzung geprägt ist. Es fallen weder sexistische noch verletzende Bemerkungen. Jegliches pornografisches und jugendgefährdendes Material ist in unserer Einrichtung verboten und wird konfisziert. Dabei kann es sich sowohl um Literatur, Filmmaterial, als auch Bildmaterial handeln.

Partizipation

Erziehung braucht eine Kultur der Partizipation. Diese wird im Kinderhaus Vitzenburg grundlegend dadurch gelebt, dass wir unsere Kinder zu kritischen Menschen erziehen und ihnen ein Aufwachsen in einem kritikfreundlichen Umfeld ermöglichen.
Im Kinderhaus Vitzenburg reden Kinder mit! Der Kinderrat ist ein Gremium, durch das sich die Kinder direkt in die Belange des Kinderhauses einbringen können. Als Bindeglied zwischen Mitarbeitern und Kindern, bringt der Kinderrat Probleme aus Sicht der Kinder zur Sprache, bezieht Stellung zu Problemen des Alltags und organisiert Aktionen. Im Kinderrat entstehen nicht nur neue Ideen, sondern auch Wünsche und Ängste werden aufgegriffen, um gemeinschaftlich einen Weg zu finden, damit umzugehen. Besonders achten wir darauf, dass auch die jüngsten Mitbewohner ihr Recht auf Mitbestimmung wahrnehmen können.
Bei der Gestaltung der Zimmer, der Verteilung der Ämter oder auch der Auswahl der Urlaubsorte – die Meinung der Kinder ist uns wichtig! Damit ein jedes Kind seine Persönlichkeit frei entwickeln kann, beziehen wir die Kinder in die Entscheidungen ihres Alltags ein.
Wir räumen unseren Kindern Entscheidungsspielräume ein – lassen sie damit aber nicht allein! Neue Wege der Mitbestimmung für Kinder zu finden, wird von uns aktiv unterstützt. Wir helfen den Kindern, Zugang zu Informationen zu erlangen oder alternative Erfahrungen zu sammeln, die eine wirkliche Entscheidung erst ermöglichen.